Das sogenannte „Siglo de Oro“, Spaniens Goldenes Zeitalter, zählt zu den faszinierendsten Kapiteln der abendländischen Kunstgeschichte. Ausgerechnet als im 17. Jahrhundert das bis dahin mächtigste Land Europas zusehends seine politische Vorherrschaft verlor, erreichte die spanische Kunst ihre größte Blüte. Es war die Ära von Meistern wie El Greco, Velazquez, Zurbaran und Murillo.
Die wichtigste Ausstellung des Jahres 2017: Gemäldegalerien und die Hypo-Kunsthalle stellten Spaniens Goldenes Kunst-Zeitalter in aller Pracht und Vielfalt vor. Dieser Barock ist nicht süßlich, sondern herb, naturalistisch. Spaniens „Goldenes Zeitalter“ wurde demnach von herben, kargen, zuweilen düsteren Varianten des Barocks geprägt. Die heiteren, hellen Farben, beschwingten Formen und verspielten Dekors, die man mit dieser Kunst verbindet, tauchen erst im letzten Drittel des Jahrhunderts auf, bei den Gemälden von Murillo oder Claudio Coello.
Alle Ängste, Freuden, Qualen und Hoffnungen ihrer Mitmenschen haben diese Künstler genau betrachtet uns so naturgetreu wie möglich festgehalten. Sie breiten das ganze Spektrum der „conditio humana“ aus. Das bringt uns ihre Werke selbst nach vier Jahrhunderten sehr nahe und machte die Ausstellung zum überwältigenden Ereignis. Der Kunstbetrieb schwelgt gern in Superlativen – oft Übertreibungen. Doch bei dieser Ausstellung waren Jubel-Arien durchaus angemessen.
Diese Ausstellung der Berliner Gemäldegalerie war absolut einmalig. 130 Werke boten einen glänzenden Überblick über die bedeutendsten Künstler und Strömungen des spanischen Barocks im 17. Jahrhundert.
Sie stand unter der gemeinsamen Schirmherrschaft Seiner Majestät Felipe VI, König von Spanien, und des damaligen Deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck.
Velazquez
Diego Velazquez, geboren in Sevilla 1599, gestorben in Madrid 1660, war ein spanischer Maler des Barocks, der zu den wichtigsten Portraitmalern seiner Zeit gehörte. Als Maler am Hof des spanischen Königs Philipp IV portraitierte er zahlreiche Mitglieder der königlichen Familie und Angehörige des Hofes.
Velazquez hat zahlreiche kunsthistorisch bedeutsame Gemälde geschaffen. Seit dem frühen 19. Jahrhundert war Velazquez‘ Werk Vorbild für zahlreiche Maler, seine Gemälde beeinflussten unter anderem Francisco de Goya und den Impressionisten Edouard Manet. Maler des 20. Jahrhunderts wie Picasso, Bacon und Dali zollten Velazquez ihren Respekt, indem sie seine Gemälde malerische neu interpretierten.
Sevilla war zu Zeiten von Velazquez eines der geistigen und kulturellen Zentren des Landes und Heimat einer Reihe von Malern. Ein großes Vorbild war für den Künstler die Natur. Er malte nach dem lebenden Modell und entwickelte sich so zum größten Naturalisten der spanischen Schule. Einer der Schwerpunkte seines Schaffens wurde die Bildnismalerei. Im Alter von 24 Jahren wurde Velazquez nach Madrid gerufen und bekam somit die Gelegenheit, Philipp IV zu malen. Der König hatte rasch das außergewöhnliche Talent von Velazquez erkannt und erklärte, dass kein anderer Maler mehr seine Portraits ausführen sollte. Der Künstler bekam ein Atelier im königlichen Schloss.
Im Jahre 1629 unternahm Velazquez seine erste Reise nach Italien, nach Venedig, wo er die Möglichkeit hatte, die großen Werke der italienischen Maler zu sehen. Zwischen 1634 und 1635 schuf er eine Reihe von Gemälden für den großen Königspalast in Madrid. Für sein Schaffen genoss er Achtung und Wertschätzung. Diese drückte sich auch in seinem Aufstieg innerhalb der Hofhierarchie aus. Im Jahr 1648 die 2. Reise nach Italien, wo er u.a. ein Bildnis des Papstes Innozent X schafft.
Zurück in Madrid verstärkte er noch seine Aktivitäten als Hofmaler. Seine aufreibende Tätigkeit im Dienste des Königs blieb nicht ohne Auswirkungen auf seine Gesundheit. Er zog sich ein „hitziges Fieber“ zu, an welchem er am 6. August 1660 in Madrid verstarb.
Mit dem Bild „Die Baronesse“ zeigt Velazquez sein großartiges Können und seine Genialität. Er zählt ohne Zweifel zu den wichtigsten Portraitmalern seiner Zeit. Die Schau in München präsentierte eine beeindruckende Auswahl von Gemälden der Adeligen am Spanischen Königshof.
El Greco
Domínikos Theotokópoulos, genannt El Greco, war in Kreta geboren und hatte dort studiert (1541 – 1614). Seine künstlerische Arbeit begann mit der Ausbildung zum Ikonenmaler in Byzantinischer Tradition. Er war auch Bildhauer, Architekt und Hauptmeister des spanischen Manierismus.
Sein Weg führte ihn nach Venedig, danach nach Rom, anschließend nach Spanien, nach Toledo, wo er auch starb.
El Greco malte hauptsächlich Bilder mit religiösen Themen und Portraits. In der Alten Pinakotek in München kann man ein Werk von ihm betrachten: „Entkleidung Christi“, Öl auf Leinwand.
Das Gemälde „Immacolata Oballe“, deutsch Die Unbefleckte Empfängnis, gilt als sein spätes Meisterwerk. Er schuf es für eine Kirche in Toledo im Jahr 1613. Maria schwebt, umkränzt von Engeln, zum Heiligen Geist im Himmel empor. Alle Körper und Kleider sind manieristisch in die Länge gezogen, alle Gesichter aus schrägen Blickwinkeln zu sehen. Ein Gewirr aus kantigen Linien, grellen Farben, harten hell-dunkel Kontrasten … und doch fügt sich alles zum Eindruck übernatürlicher Harmonie. Mit großer Bewunderung standen wir vor diesem Pracht-Gemälde und waren von der Wucht der Darstellung beeindruckt.